Ankündigungen: Weihnachtskonzerte 

  • 16.12. Rhein-Mosel-Halle Koblenz (ticket Regional)
  • 18.12. + 19.12. Stadthalle Montabaur
    (Tickets zeitnah erhältlich im Sekretariat des LMGs)

Weitere Informationen in Kürze auf der Homepage. 

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In Zeiten der Radikalisierung und einem gesellschaftlichen Rechtsruck in Deutschland, Europa und darüber hinaus, kommt der Demokratieerziehung in Schulen eine immer höhere Bedeutung zu. Neben dem Projekt „Lebensmelodien“, mit dem sich erneut die 10. Jahrgangsstufe intensiv auseinandergesetzt und erfolgreich zur Aufführung gebracht hat, beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler im Fach Geschichte und bei einem zusätzlich eingerichteten Demokratietag am 05.06. für die Jahrgangsstufen 10-12 intensiv mit dem Dritten Reich und seinen Folgen.

Dabei gingen sie einer Frage nach, die in ähnlicher Form viele Nachkommen von Nationalsozialisten beschäftigt hat und gerade heute wieder beschäftigt: Wie setzt man sich mit dem familiären Erbe auseinander, wenn der Opa ein Nazi war?

Eben dieser Frage widmete sich ein Unterrichtsprojekt der Geschichtsklassen von Frau Pabst (10a+10b sowie die GK 11 und 12). Anwesend waren auch die Leistungskurse der Jahrgangsstufen elf und zwölf.

Das Projekt rollte einen Fall auf, welcher der größeren Öffentlichkeit bis heute unbekannt ist. Dabei geht es um den Journalisten und promovierten Germanisten Arthur Venn (1905 bis 1979). Er war langjähriges Mitglied der NSDAP und Redakteur einer NSDAP-Parteizeitung, trat freiwillig in die Waffen-SS ein und arbeitete als Kriegsberichterstatter ganz im Sinne des Propagandaministeriums von Josef Goebbels.Demokratietag Podiumsdiskussion am Landesmusikgymnasium RLP

Ihre Informationen zu dem Fall gewannen die Schülerinnen und Schüler aus dem aktuellen Buch des Wittener Informatikers und Historikers Ralph Klein: „Arthur Venn, ein deutscher Journalist. SS-Kriegsberichter, Himmlers Pressereferent, Leiter der Wittener WAZ-Redaktion“. Denn eben zu Letzterem wurde Venn nach dem Krieg – trotz seiner Vergangenheit.

Um mehr über Venns Karriere im Dritten Reich und im Nachkriegsdeutschland zu erfahren, brachten die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerin mithilfe von Reinhard Pabst zwei Personen, die sich bisher noch nicht persönlich kannten, zum ersten Mal an einen Tisch: Buchautor Klein und den Berliner Rechtsanwalt Nikolai Venn (Jahrgang 1971), ein Enkel von Arthur Venn. Welche Lehren lassen sich aus der Geschichte – und aus ihrer Aufarbeitung – für die Gegenwart und die Zukunft ziehen? Auf diese Frage Antworten zu finden, sollte ein Hauptziel der Podiumsdiskussion sein, die die Schülerinnen und Schüler nicht nur aufmerksam verfolgten, sondern sich sehr rege daran beteiligten.

Demokratietag Podiumsdiskussion am Landesmusikgymnasium RLPRalph Klein ging in der Diskussion gleich auf die interessante Lebensgeschichte von Arthur Venn ein, die vor seinem Buch in Witten überhaupt noch nicht aufgearbeitet worden war. In seinem Leben landete Venn, der eigentlich aus der Wandervogel-Bewegung kam und es mit viel persönlichem Einsatz sogar in die damals schon bekannte reformorientierte Odenwaldschule schaffte, dann schließlich bei den Nazis und später wieder bei einer demokratischen Zeitung. „Der promovierte Germanist muss über eine phänomenale Anpassungsgabe verfügt haben“, so kann sich Klein das nur erklären.

Gerade weil Nikolai Venn als Strafverteidiger tätig ist, entspann sich auch eine lebhafte Diskussion über das Verdrängen von Taten oder das Zeigen von Reue.

Und was sollten die Schülerinnen und Schüler als Lehre für die Gegenwart mitnehmen? „Sich klarmachen, wie wichtig die demokratischen Strukturen sind, in denen wir leben.“ Nikolai Venn hätte den Sinn des Demokratietages kaum besser beschreiben können.

(Artikel in Anlehnung an einen Artikel aus der Westerwälder Zeitung am 28.06. von Markus Müller)