Bei tollstem Frühlingswetter unternahm einer der beiden Geschichts-LKs der MSS 12 des Landesmusikgymnasiums am 27.03. eine Tagesfahrt nach Bonn. Der VEFF förderte großzügig die Bahntickets ab Koblenz, so dass auch für unsere kleine Gruppe von 11 Schülerinnen und Schülern eine Exkursion möglich wurde. Der Weg führte unter anderem ins Haus der Geschichte, welches derzeit eine Sonderausstellung zum Thema „Hitler und die Deutschen – Auseinandersetzung mit dem NS nach 1945“ anbietet. Zwischen Verdrängung und Konfrontation wird eindrucksvoll illustriert, wie Erlebnis-, Kinder- und Enkelgeneration unterschiedlich mit der Zeit des Nationalsozialismus umgingen.
Zuvor aber nahm der Kurs an einer Führung durch das ehemalige Regierungsviertel teil – hier der Bericht der Schülerin Julia Völp: Ausgehend vom Museum Koenig führten wir am Vormittag eine Stadtführung durch. Stadtführer Dieter hat uns 2 Stunden durch das Bonner Regierungsviertel geführt und mit uns über die deutsche Geschichte nach 1949 gesprochen. Beginnend im Museum Koenig wurden wir in einen Raum geführt, zu dem nicht jeder Zutritt erhält. In diesem Raum steht der erste Schreibtisch von Konrad Adenauer. Dieser hat gleich von Beginn seiner Amtszeit an im September 1949 von hier aus gearbeitet.
Der zweite Stopp der Führung war die Villa Hammerschmidt. Sie wurde für 700 000 DM gekauft und ist seit 1950 Wohnsitz des Bundespräsidenten. Der erste Bundespräsident, der in der Villa Hammerschmidt wohnhaft war, war Theodor Heuss (Bundespräsident von 1949-1959). Sie ist immer noch der zweite Wohnsitz des Bundespräsidenten. Dieser hält sich auch heute noch ab und zu in Bonn auf.
Weiter ging es mit dem Palais Schaumburg. Dies war das erste richtige Kanzleramt und von 1949 bis 1976 Sitz des Bundeskanzlers. Das Palais wurde bis zur Zeit von Helmut Schmidt (Kanzler von 1974 bis 1982) noch als Kanzleramtssitz genutzt.
Als nächstes standen wir vor dem Denkmal von Konrad Adenauer auf dem Kanzlerplatz in Bonn. Auf dem Hinterkopf des Denkmals befinden sich diverse Bilder, die zum Leben Konrad Adenauers passen:
- Kreuz für seinen christlichen Glauben
- Kölner Dom erinnert an sein Amt als Oberbürgermeister in Köln
- Preußischer Adler erinnert an seine Zeit als Präsident des Preußischen Staatsrates
- Europa mit dem Stier für seine Verdienste um die europäische Einigung
- Rhein und Siebengebirge für seinen Wohnort und seine Heimatverbundenheit
- gebundene Hände für NS-Diktatur
- Kathedrale von Reims als Symbol für die Aussöhnung mit Frankreich
- Rosenstock als Erinnerung an seine Lieblingsblumen und das wieder erblühende Deutschland
- erhobener Zeigefinger als Geste, die er immer beim Halten seiner Reden gemacht hat
Weiter ging es zum Bundeskanzleramt (von 1976 bis 1999), in dem sich heute das Entwicklungsministerium befindet. Allerdings gibt es die Überlegung, das Ministerium in das Auswärtige Amt in Berlin zu integrieren und damit in Bonn aufzulösen.
1999 zog das Kanzleramt von Bonn nach Berlin und Gerhard Schröder (Kanzler von 1998 bis 2005) war der erste Bundeskanzler, der direkt von Berlin aus arbeitete.
Als nächstes ging es zum neuen Plenarsaal, der vollständig aus Glas gebaut war. Er sollte sehr offen und „demokratisch“ wirken, da man von außen in ihn hineinschauen kann. Direkt dahinter steht am Rhein ein rotes Denkmal, welches direkt in Richtung Berlin zeigt.
Der vorletzte Punkt der Führung war das alte Wasserwerk. Das Wasserwerk ist von der Bundestagsverwaltung übernommen und 1986 umgebaut worden. Darin befand sich von 1986 bis 1992 der Deutsche Bundestag. 1989 sollte im alten Wasserwerk eine Plenarsitzung zum Thema Rente stattfinden. Diese wurde allerdings plötzlich verschoben, weil zur selben Zeit die Öffnung der Mauer auf einer Pressekonferenz in Ostberlin verkündet wurde. Im Jahr 1991 wurde mit einer Abstimmung im Wasserwerk der Beschluss gefasst, den Sitz des Deutschen Bundestags und den Kernbereich der Bundesregierung nach Berlin zu verlegen.
Den Abschluss der Führung machten wir im Keller vom Haus der Geschichte: vor dem Dienstwagen von Konrad Adenauer. Hier erzählte uns Dieter, warum es Adenauer zu verdanken sei, dass die Ziffernfolge 02 auf dem Kennzeichen der Fahrzeuge des Bundeskanzlers auftrete.
Der Kurs möchte sich herzlich für die interessanten und anschaulichen Erkenntnisse zur politischen Geschichte in Deutschlands früherer Hauptstadt beim Stadtführer Dieter und insbesondere bei der Kursleitung Frau Pohl für die Organisation dieser Exkursion bedanken.
Text und Fotos: Julia Völp und Heike Pohl
