Vier Ensembles des Lebensmelodien-Projektes der Jahrgangsstufe 11 des Landesmusikgymnasiums spielten am 10.11.2024 in der Neuen Synagoge in Mainz. Der Anlass: Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht, die auch in Mainz eine Spur der Verwüstung durch die Stadt gezogen hat. Die alte Synagoge wurde in der Nacht vom 09. auf den 10.11.1938 angezündet und zerstört.
Oberbürgermeister Nino Haase sprach eindringlich davon, dass die Erinnerungskultur gerade mit Blick auf die dramatisch zunehmenden antisemitischen Hasskommentare in den Social-Media-Kanälen, eine besondere Bedeutung habe, um junge Menschen mit den unmenschlichen Verbrechen der NS-Zeit zu konfrontieren und ihr Bewusstsein zu bilden. „Wir dürfen uns nicht raushalten, dürfen die Öffentlichkeit nicht denen überlassen, die ihre antisemitischen Parolen streuen und so das gesellschaftliche Klima vergiften.“ Er betonte, dass die Mainzer Bürger aus der dunklen Zeit der 30iger und 40iger Jahre gelernt hätten. Das freundschaftliche Miteinander gelte es zu pflegen und zu bewahren.
Anna Kischner, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen nahm kein Blatt vor den Mund, als sie von den politischen Entwicklungen unserer Gegenwart sprach, denen man bewusst und offensiv begegnen müsse.
Beide Redner begrüßten unsere Musiker:innen äußerst herzlich. Und offensichtlich berührten unsere Stücke die Versammelten sehr, denn die Rückmeldungen nach unserem kleinen Lebensmelodien-Konzert waren überwältigend.
Das Anliegen der Lebensmelodien ist angekommen! Die Geschichten, die die Melodien erzählen, haben die Zuhörenden tief bewegt. Der Gedanke der Transformation von „Rache“, den Nur Ben Shalom mit seinem Projekt verfolgt, den haben die Zuhörer:innen in der Neuen Synagoge verstanden. In den Melodien der jüdischen Komponisten in den Ghettos und den KZs steckt der ungebrochene Wille zum Leben, soviel Hoffnung und Trost! In den Lebensmelodien lassen sich das Leid und der Schmerz derer erspüren, denen ihr Mensch-Sein geraubt und zerstört werden sollte, aber auch der ungebrochene Lebenswille und die besondere spirituelle Kraft ihrer Musik. Die Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben diese Botschaft in ihrer ganzen Hingabe an die Musik erklingen lassen und so ein starkes Zeichen für das Miteinander gegen den wachsenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft gesetzt.
Danke euch allen, die ihr nicht nur in Mainz, sondern auch in Koblenz und Berlin in den vergangenen Tagen dieses Zeichen gesetzt habt! Es wurde gehört. Es hat die Menschen berührt und euch stark gemacht!
Autor: Ch. Haxel-Schamuhn