Jedes Jahr eine besondere Zeit – die vorletzte Schulwoche am Landesmusikgymnasium.
Während der Jahrgangsstufe 10 früher unterschiedliche Angebote wie Praktikum Schüleraustausch, erlebnispädagogische Projekte, Tage der Orientierung etc. ermöglicht wurden, kristallisierte sich mit den Jahren ein Angebot heraus, obwohl damit eine intensive Auseinandersetzung mit einer der dunkelsten Phasen deutscher Geschichte verbunden war und ist: Die Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz und Krakau.
Aus organisatorischen und kostenbedingten Gründen wurde diese Fahrt zunächst ausschließlich im zweijährigen Wechsel angeboten. Aber die Schüler:innen rebellierten, wenn sie gerade in der Phase landeten, in der die Fahrt nicht durchgeführt werden konnte.Also haben wir uns schlussendlich dazu entschlossen, trotz des hohen Aufwandes, diese Fahrt jährlich durchzuführen.
Und dann geschah etwas Unverhofftes: Nur Ben Shalom, der Kopf eines ganz besonderen Musik-Projektes, entdeckte unsere Schule!
Er meldete sich und damit begann eine ganz besondere Zeit. Wir fahren jetzt nicht nur nach Polen, besuchen nicht nur Auschwitz und Krakau, beschäftigen uns nicht nur mit Tätern und Opfern des Holocaust oder der Shoah, wir erinnern an Menschen, die in dieser Zeit unendliches Leid oder sogar den Tod erfahren haben, lassen ihre Geschichte musikalisch auferstehen, machen sichtbar, wie irrwitzig, wie „krank“ man im nationalsozialistischen System mit Menschen umgegangen ist, die nicht ins politische Schema und in die politische Vorstellung passten.
Seit 2023 verknüpfen wir „Lebensmelodien“ mit unseren Gedenkstättenfahrten in der 10. Jahrgangsstufe. Schon die erste Gemeinschaftsarbeit war überwältigend!
Die Konzerte, die von Schüler:innen erarbeitet, so beeindruckend waren, dass allein mit diesen musikalischen Highlights unser Ziel der Bewusstseinsbildung erreicht worden ist, waren das Tor, durch das unsere Schüler:innen gegangen sind, um wahrzunehmen, was Menschenverachtung in unserer Gesellschaft damals wie heute an Folgen mit sich bringt.
Darum und umso wichtiger ist es, unsere Erinnerungskultur zu pflegen.
Wir vom LMG tun dies in außergewöhnlicher Weise! Unsere Lebensmelodien-Konzerte werden gerne besucht, unser Statement zur Menschenwürde wird zunehmend beachtet und die Schüler:innen verändern sich! Wenn ich heute auf meine ehemaligen 10er zugehe, mit ihnen spreche, dann spüre ich, wie sie gereift sind an den Erfahrungen, die sie gemacht haben, an den Herausforderungen, die sie in der 10 angenommen haben!
Sie sind zu Menschen geworden, die verantwortungsbewusst und verantwortungsvoll durch ihr Leben gehen werden!
Ich bin stolz auf euch!
Text von Ch. Haxel-Schamuhn